vonMatthias Schmid
Retro über alles? Nach der starken Contra-Hommage Blazing Chrome knöpft sich das Studio JoyMasher das nächste 16-Bit-Lieblingsgenre vor. Vengeful Guardian: Moonrider ist ein 2D-Action-Platformer und könnte glatt als der verlorene Sohn von Shinobi oder Strider durchgehen. Im Test prüfen wir, ob es die Brasilianer mit ihrer Retro-Liebe übertreiben oder sich das Katana des Cyber-Samurai direkt in unser Pixelherz fräst.
Rebell auf dem Bierdeckel
In der Theorie klingt die Story-Prämisse halbwegs gehaltvoll: Der cool aussehende Cyber-Krieger mit dem Codenamen „Moonrider“ soll in einem totalitären Staat eigentlich für Ruhe sorgen – doch er wechselt die Seiten und kämpft nun gegen das System und seine supersoldatischen Kollegen. Weil nicht nur der Look des Spiels an die 16-Bit-Ära erinnert, sondern auch die Zwischensequenzen mit ihren wenigen Standbildern direkt aus den 90ern stammen könnten, bleibt kaum mehr als das Abziehbild einer SciFi-Distopie über. Die Prota- und Antagonisten bekommen wenig Raum, um ihre Absichten oder Pläne zu erklären – das gelang dem spielerisch und inszenatorisch ähnlich gelagerten Huntdown besser.
Game Over? Der Continue-Bildschirm kann was. © 4P/Screenshot
Falls ihr euch an dieser Stelle fragt, warum zur siebten Pixelhölle ich bei einem 2D-Ninja-Actioner auf die Qualität der Geschichte eingehe – nun, bei aller persönlicher Zuneigung für arcadigen Retro-Spaß darf man auch mal kritisch anmerken, dass die Storys von 90er-Jahre-Actiongames meist ziemlich für die Tonne waren. Damals wusste bzw. konnte man es nicht anders – Ausnahmen bestätigen die Regel –, heutzutage geht das aber eigentlich besser. Kostet das Vengeful Guardian: Moonrider schon im Vorfeld wertvolle Spielspaßpunkte? Mitnichten, aber die Story bucht eben auch nichts auf der Habenseite ein! Doch kommen wir zum nächsten Punkt: der Aufmachung. JoySmasher treffen den Retro-Nagel mit Karacho auf den Kopf: Die komplette Inszenierung inklusive Menüs, Animationen, gefühlter Auflösung und visuellen Effekten (z. B. die Verzerrung in Unterwasser-Abschnitten) atmet Super-Nintendo- und Mega-Drive-Liebe. In puncto Filter-Optionen wird außer einem unschönen CRT-Effekt leider nichts geboten, ein bisschen Monitor-Krümmung oder andere Bildspielereien wären nett gewesen. Wie schon bei Blazing Chrome macht das Team an einer Stelle aber doch einen (richtigen) Kompromiss: Die Pixel-Panoramen sind stets bildschirmfüllend, in 4:3 muss der stählerne Kämpfer nicht auf die Jagd gehen.
Tolle Szene: Im Pixelwald sprintet man nach rechts, aus dem Hintergrund attackiert ein Mech. Zum Glück bieten Mauerreste Deckung. © 4P/Screenshot
Mir persönlich gefiel die Grafik von Blazing Chrome einen Tick besser – vielleicht wegen der vielen Explosionen und herumfliegenden Projektile, vielleicht auch weil JoyMasher diesmal noch mehr in Richtung SNES und Mega Drive geht. Damals hinkten die beiden erfolgreichen Heimkonsolen den Arcade-Boards in puncto CPU- und Grafikpower deutlich hinterher –das konnte man sehen, bei der Farbpalette, bei Effekten, Animationen oder der schieren Spritegröße. Und Vengeful Guardian: Moonrider sieht eben eher aus wie ein starkes Mega-Drive-Game von 1993 und nicht wie ein Arcadespiel aus derselben Zeit. Großes Lob also an die Brasilianer, wie gut sie das Flair der Kultkonsolen einfangen – die Auszeichnung „Schönstes Pixelspiel des Jahres“ werden sie aber nicht abstauben. Richtig gelungen finde ich dagegen die Settings: Mal brettert man auf einem Cyberbike in den Sonnenuntergang vor einer 80s-Neo-Tokio-Kulisse, mal schlitzt sich mein Krieger durch die düsteren Wassertanks einer Entsalzungsanlage; obendrein geht es durch biomechanische Gänge mit Kreaturen sowie Apparaturen, die auch aus Contra, R-Type oder natürlich Gigers Alien-Welten stammen könnten.
Inspired by Capcom
Contra lässt grüßen, bei diesem frühen Boss-Fight! Ein bisschen Blut regnet im Spiel, ein Gemetzel ist es aber nie. © 4P/Screenshot
Von ein paar Spezialwaffen abgesehen (dazu gleich mehr) schießt unser Pixelkrieger nicht, sondern er haut zu – mit einem recht weitreichenden Katana-Hieb, der stark an den Waffeneinsatz im Capcom-Klassiker Strider erinnert. Auch an anderer Stelle starke Capcom-Vibes: Nach der Intro-Stage darf man die Reihenfolge der Levels frei auswählen, wie bei Mega Man. Das sorgt für ein gewisses Freiheitsgefühl: Zum einen kann man umdisponieren, sollte einem ein Level zu schwer zu sein, zum anderen hinterlassen einem die Robo-Bosse am Ende eines Abschnitts (nicht ganz freiwillig) neue Spezialwaffen. Die haben zwar nicht so großen Einfluss wie die auf dieselbe Art erworbenen Wummen bei Mega Man, dennoch könnt ihr so maßgeblich mitbestimmen, wie gut ausgerüstet ihr die weiteren Areale angeht. Unser Kämpfer hat alle erworbenen Waffen, darunter Dash-Teleport-Angriff, Feuer-Bumerang und Laser-Schuss, stets dabei – man wechselt sie über die linke Schultertaste; währenddessen pausiert netterweise die Action. Weil zum Abfeuern der Zweitwaffen Spezialenergie nötig ist, solltet ihr diese Gimmicks mit Bedacht einsetzen. Zum Beispiel bei den vielen Zwischen- und Endbossen, die fast durch die Bank fair gestaltet sind. Nach zwei, drei Versuchen hat man sich meist alle Muster eingeprägt und serviert sie eiskalt ab.
Mit Vollgas in Richtung Cyber-Stadt: In dieser Szene brettert der Moonrider in die Tiefe – und ballert per Zielkreuz auf fliegendes Feindvolk. © 4P/Screenshot
Das zweite Power-Up-System versteckt sich in manch abgeschiedener Level-Ecke: Dort findet man immer wieder Power-Module, von denen man zwei gleichzeitig ausrüsten kann. Mit Doppelsprung, besserer Panzerung oder einem Respawn mit halber Energieleiste kämpft es sich bedeutend leichter. Zusammen mit wirkungsvollem Sprungkick und elegantem Sprint (via rechter Schultertaste) ergibt sich ein angenehmer Flow aus Plattform-Passagen über Stachelgruben, Kämpfen gegen Standard-Dudes und Duellen mit Boss-Entitäten. Nichts davon ist innovativ oder wirklich aufregend, Vengeful Guardian: Moonrider funktioniert als limitiertes 2D-Actiongame aber richtig gut.
Cooles Boss-Design – eine Prise Giger steckt auch in Vengeful Guardian: Moonrider. © 4P/Screenshot
Ein paar Stages sind knackig, andere spielen sich flott weg – frustig wird es aber nie. Obwohl JoyMasher nur einen Schwierigkeitsgrad anbietet sollten geübte Zocker nicht in Probleme hineinlaufen, auch weil es reichlich Checkpoints gibt. Und wer eine Herausforderung sucht, der strebt nach guten Bewertungen beim Level-Abschluss – beim ersten Anlauf winkt nämlich schon mal eine gestrenge Note „E“. Ach ja: Publisher The Arcade Crew bietet das Spiel aktuell nur als Download an, hat aber versprochen, bald noch eine Version auf Datenträger anzubieten. Na, wenn man sich durch diese Verzögerung mal nicht ins eigene Fleisch säbelt und einige interessierte Retro-Jünger vom digitalen Kauf abhält…
1 Fazit
Popelnascher hat geschrieben: ↑15.01.2023 22:28Ich habe recht. Basta.
Popelnascher hat geschrieben: ↑16.01.2023 10:49Informiere dich vernünftig und lies die Beiträge aufmerksam! Dann wirst du auch schnell merken, wer hier wen beleidigt hat.
Sollte ich dich mit meinem augenzwinkernden "Korinthenkacker (der nicht ganz Unrecht hat)" in deinen sensiblen Gefühlen verletzt haben, so tut es mir leid.
Jetzt können wir aber alle wieder runter kommen und stattdessen über das Spiel sprechen.Deine Beleidigung wurde entfernt... Hab ich aber noch gelesen...
Levi hat geschrieben: ↑16.01.2023 07:22
Popelnascher hat geschrieben: ↑15.01.2023 22:28
Ich habe recht. Basta.Weist du, was Stärke gewesen wäre:
>>Sorry, da hab ich mich geirrt. Ich habe wohl "sub genres" hierbei nicht korrekt in Erwägung gezogen.
... Man kann aber auch Leute beleidigen und final so antworten... Geht auch.Informiere dich vernünftig und lies die Beiträge aufmerksam! Dann wirst du auch schnell merken, wer hier wen beleidigt hat.
Popelnascher hat geschrieben: ↑15.01.2023 22:28
Ich habe recht. Basta.Weist du, was Stärke gewesen wäre:
>>Sorry, da hab ich mich geirrt. Ich habe wohl "sub genres" hierbei nicht korrekt in Erwägung gezogen.
... Man kann aber auch Leute beleidigen und final so antworten... Geht auch.
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